Bank Vontobel bringt erstmals Faktor-Zertifikate

Die Bank Vontobel greift ins Rennen um Constant-Leverage-Zertifikate ein und kotiert je 54 Produkte in der Schweiz und Deutschland. Darunter Hebel 8 Produkte auf den SMI und den DAX.

Bereits 2009 hatte die Commerzbank Faktor-Zertifikate in Deutschland emittiert. 2010 folgten Schweizer Produkte. In der Zwischenzeit hat Commerzbank über 600 Produkte an der Schweizer Börse auf 150 Basiswerte kotiert. Die Hebel bewegen sich zwischen 3 und 6.

Nach anfänglichen harzigen Start und viel Aufklärungsarbeit bewegen sich die monatlichen Umsätze schon nach zwei Jahren gemäss SIX Marktreport regelmässig zwischen 30 und 50 Millionen Schweizer Franken. Im aktuellen Monat Februar waren es CHF 42 Millionen Umsatz mit total 4230 Trades. Die Durchschnitts-Grösse bewegt sich damit bei knapp 10’000 Franken. Trades von mehreren Zehntausend Franken sind keine Seltenheit, somit nutzen nicht nur Retail-Anleger Faktor-Zertifikate.

Insbesondere Hebel 5 Produkte auf Einzelaktien laufen bei Commerzbank gut, wie ein Blick auf die Schweizer Umsatzstatistik von 2013 zeigt. Das 5xLong Zertifikat auf die Credit Suisse (CBLCS5) erzielte einen Jahres-Umsatz von 50 Millionen und war damit eines der Top 30 Hebelprodukte an der Strukturierte Börse Schweiz. Aber auch 5xLong Produkte auf UBS, Transocean oder ABB tauchen regelmässig in den Umsatzstatistiken ganz weit oben auf. Zudem sind  Silber und Gold sehr beliebt.

Deutsche Bank und RBS auf Stand-bye

Kein Wunder also kamen auch Nachahmer auf den Markt. Erst emittierte die Deutsche Bank Faktor-Zertifikate, allerdings nur für den Markt Deutschland. In der Schweiz ist die Deutsche Bank im Hebelgeschäft derzeit aber auf Stand-by-Modus und kotierte die Produkte nicht lokal. Danach folgte ende 2012 die Royal Bank of Scotland (RBS) mit eigenen Faktor-Zertifikaten. RBS hat in inzwischen 16 Produkte auf dem Schweizer Markt auf gerademal vier Indizes (SMI, DAX; S&P 500, Dow Jones). Dabei decken sie die Hebel +/-4 und 5 ab. Seit letztem Juni ist aber auch RBS aufgrund der anstehenden Übernahme durch BNP Paribas nicht mehr wirklich aktiv.

Vontobel bringt Hebel 8 auf den SMI

Nun startet also der Marktführer in Schweizer Hebelprodukten mit Faktor-Zertifikaten.  Vontobel hat am Schweizer Markt total 11‘804 Hebelprodukte ausstehend, das Gros davon Warrants (7200 Produkte). Sie erzielte mit diesen Produkten 2013 einen Umsatz von 3.3 Milliarden Schweizer Franken und generierte 295‘000 Trades.

Und wie es sich für einen grossen Player gehört, kommt Vontobel gleich mit 54 Produkten an den Markt. Allerdings anfangs nur auf sieben verschiedene Indizes (SMI, DAX, MDAX Euro Stoxx, S&P 500, Dow Jones, Nikkei, Hang Seng). Vontobel wählte die Hebel 4, 6 und 8. Alle Produkte werden in Schweizer Franken gehandelt. Mit Hebel 8 offeriert Vontobel den höchsten Hebel für den Markt Schweiz. Allerdings ist der Vorstoss mit Hebel 8 etwas gefährlich. Es ist bekannt, dass v.a. unerfahrene Anleger oft den höchsten Hebel wählen. Zudem kannibalisiert sich Vontobel hier teils selber mit ihren eigenen Warwants und Knock Out Produkte. Bisher wurden Faktor-Zertifikate meist zwischen einer Direkt-Anlage und einem Warrants positioniert.

Pfadabhängigkeit beachten

Faktor-Zertifikate werden als alternatives Instrument zu Warrants angepriesen. Sie  haben einen fixen täglichen Hebel und sind Volatilitätsneutral. Sie haben zudem wie Mini Futures eine unbegrenzte Laufzeit, besitzen jedoch je nach Konstruktionsart meist keine Knock-Out-Schwelle. Es werden sowohl Long- als auch Short-Varianten angeboten. Die Rendite wird auf Tagesbasis berechnet. Die Gefahr eines Totalverlusts ist meist nicht vorhanden, allerdings müssen die Basiswerte einen klaren Trend aufweisen, ansonsten erleiden Faktor-Zertifikate aufgrund der Pfadabhängigkeit bei Seitwärtsmärkten und vor allem bei grösseren Ausschlägen in die falsche Richtung, überproportionale Verluste. Diese können wirtschaftlich betrachtet einem Totalverlust des investierten Kapitals nahe kommen.

Und genau hier liegt das Problem bei hohen Hebeln. Es ist essentiell für Trader, dass diese eine grosse Trading-Disziplin mitbringen. So sind Produkte für Anleger geeignet, die einen kurzfristigen Trend ausnützen möchten. Aufgrund der Pfadabhängigkeit sind sie ganz klar keine Buy-and-Hold-Instrumente.

Faktor-Zertifikate sind unterschiedlich

Man darf gespannt sein ob die Bank Vontobel dem Faktor-Zertifikate Marktführer Commerzbank Marktanteile streitig machen kann. Für die Anleger wird es jedoch zunehmest schwer werden den Überblick zu behalten. Soll er nun ein Faktor 6 Produkt Long auf den Dax von RBS, Vontobel oder Commerzbank wählen. Da die Produkte teils unterschiedlich konstruiert sind (teils mit und ohne Knock Out) wird ein Vergleich nicht einfach. Schlussendlich wird derjenige Anbieter das Rennen machen, der das beste und stabilste Market Making garantiert. Gerade bei Indizes wie dem DAX, Euro Stoxx oder S&P 500 wird dies in der Schweiz nicht einfach werden. Die Indizes neigen zu Spikes und sind somit für Computerhändler attraktiv.

Vontobel-Produkte wohl vor und nachbörslich handelbar

Gespannt darf man sein ob Vontobel die Produkte in der Schweiz auch vor und nachbörslich anbietet. Dies wäre insbesondere für die amerikanischen und asiatischen Indizes ein klarer Vorteil. Die Spreads welche Vontobel offeriert sind durchaus sehr kompetitiv, allerdings haben die Produkte ein Ratio von 10. Commerzbank Produkte weisen ein Ratio von 1 auf. Damit müsste der absolute Spread bei Vontobel mit  10 multipliziert werden, damit die Spreads verglichen werden können. Die Indexgebühren liegen um die 1 % und sind somit teurer wie bei der Commerzbank.

Zum Schweizer Angebot von Vontobel gehts hier

Zum Deutschen Angebot von Vontobel gehts hier

 

 

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