Google für Finanzprodukte? – Das Interview

voola, die Suchmaschine für Finanzprodukte, startet in Kürze in die geschlossene Beta-Phase. Unter www.voola.de sollen Anleger künftig die Möglichkeit haben die grosse Anzahl an Finanzprodukten schnell und einfach durchsuchen zu können. Vergangene Woche hatte ich bereits eine kurze Meldung darüber geschrieben und versprochen bald mehr Informationen über die vielversprechende Idee einzuholen. Dies ist nun geschehen. Roman Przibylla, Geschäftsführer der voola GmbH, spricht mit mir im Interview ausführlich über die Gründe warum sie voola entwickelt haben, was Anleger zum Start der Beta-Phase erwartet und wo sie mit der Technologie noch hin möchten. Wir haben den CEO der voola Gmbh, Roman Przibylla, interviewt.

roman PrzibyllaRoman, erst einmal vielen Dank für deine Zeit. Vor etwa zwei Jahren hatte ich über Social Media ein erstes Lebenszeichen von voola wahrgenommen. Was ist seither passiert?

Vor etwa zwei Jahren hatten wir – Martin Donath, Thomas Müller und ich – die Idee, die Suche nach dem passenden Finanzprodukt neu anzugehen. Seither ist viel passiert: Wir haben Anfang 2013 die voola GmbH gegründet, Fabian Jager und Patrick Ohler als Business-Angels gewinnen können, eigene Büroräume in Köln bezogen und das noch junge Unternehmen auf ein solides Fundament gestellt. Das war uns sehr wichtig. Vor allem aber haben wir intensiv am Produkt und der Technologie gearbeitet. Nachdem wir zuerst einen Prototypen zur Visualisierung der Idee entwickelt hatten, war es danach enorm wichtig, unsere Infrastruktur so aufzubauen, dass wir große Datenmengen in sehr kurzer Zeit verarbeiten und auch durchsuchen können. Zudem wollten wir auch mit einer zeitgemässen Umsetzung bei der Darstellung starten. Denn unser Fokus liegt auf Geschwindigkeit und Nutzerfreundlichkeit.

Das hört sich ja schon einmal vielversprechend an. Lass uns über eure Lösung sprechen. Warum bist du der Meinung, dass eure Idee im Markt ankommen wird?

Täglich werden über eine Million Finanzprodukte am deutschen Markt gehandelt. Eine Vielzahl an Möglichkeiten in Aktien, Indizes, Rohstoffe oder Währungen zu investieren. Bankberater, Vermögensverwalter, aber auch Privatanleger und Trader sollten eben die Möglichkeit haben, diese große Auswahl an Finanzprodukten einfach und schnell durchsuchen zu können: Denn jedes Investment beginnt schließlich bei der Suche nach dem passenden Finanzprodukt, und auf diese haben wir uns spezialisiert. Aus diesem Grund haben wir voola entwickelt. Eine Suchmaschine für Finanzprodukte, die Marktteilnehmer kostenfrei im täglichen Marktumfeld nutzen können.

Und wie sehen diese Möglichkeiten aus?

Lass mich Dir das an einem konkreten Beispiel erklären. Die Aktie von Daimler steht aktuell bei etwa 69,00 Euro. Nehmen wir an, du suchst nach einem Bonus-Zertifikat mit Cap, mit einer Laufzeit von 9 Monaten, einer Barriere bei 55 Euro und  einem Cap bei 80. Wie würdest Du heute danach suchen?

Ich würde auf einem Finanzportal oder der Webseite eines Emittenten im Suchfeld nach Daimler suchen, danach das Produkt auswählen und dann die einzelnen Ausstattungsmerkmale in den dafür vorgesehenen Schiebereglern einstellen.

Einfacher wäre es doch aber, du gibst deine Vorstellung komplett als Freitextsuche ein: „Bonus Zertifikat mit Cap auf Daimler 9 Monate Laufzeit 55 Barriere Cap 80“.

Auf jeden Fall. Und wenn ich nur Produkte von der Commerzbank haben möchte?

Dann schreibst du einfach „von commerzbank“ hinter deine bestehende Suchanfrage. So versuchen wir mögliche Austrittsbarrieren zu minimieren.

Und was passiert, wenn es genau diese Ausstattung im Produktangebot nicht gibt?

Guter Punkt. Sollte es zu dieser Ausstattung kein exakt passendes Produkt im Markt geben, finden Anleger bei voola trotzdem immer das zur Suchanfrage naheliegendste Produkt in den Suchergebnissen ganz oben. So stellen wir sicher, dass dem Anleger sehr selten gar keine Produkte angezeigt werden.

Raffiniert. Gibt es weitere Möglichkeiten?

Diese neue Herangehensweise öffnet viele neue Wege bei der Suche nach dem passenden Finanzprodukt. Anleger können zum Beispiel sowohl Produkt als auch Basiswert unabhängiger nach dem passenden Investment suchen. Du suchst zum Beispiel ein Investment auf den DAX, mit einem jährlichen Zinssatz von 10% und einer Laufzeit von 12 Monaten. Hierfür suchst Du einfach nach „dax zinssatz 10% laufzeit 1 jahr“. Aus den Suchergebnissen suchst Du dir dann das für dich passende Produkt aus, egal ob das eine klassische Aktienanleihe ist, eine Aktienanleihe mit Barriere oder sogar eine Aktienanleihe mit Barriere zum Laufzeitende. So brauchst Du dich nur zu einem konkreten Produkt näher informieren und musst als Anleger somit auch nicht unbedingt die ganze Welt der Finanzprodukte kennen, um ein Produkt zu finden, das deinen Erwartungen entspricht.

Ich sehe ihr habt viele Überlegungen in die Technologie gesteckt. Welche Finanzprodukte stehen den Anlegern zum Start denn zur Verfügung?

Zu Beginn stehen den Anlegern die klassischen Zertifikate und Hebelprodukte auf dem deutschen Derivatemarkt zur Verfügung. Egal ob unterschiedliche Typen von Aktienanleihen, Bonuszertifikaten, Discountzertifikaten, Faktorzertifikaten oder auch klassische Optionsscheine oder Knock-out Produkte – Anleger haben die Möglichkeit sich durch das Produktangebot der deutschen Zertifikate-Emittenten zu suchen. Eingrenzen können sie ihre Suche zudem zum Start nach den entsprechenden Stammdaten wie Basispreis, Barriere, Cap, Zinssatz, Laufzeit, Emittent und anderen Ausstattungsmerkmalen. Aber auch die Suche nach Kennzahlen und weitere neue Suchmöglichkeiten wird es in Zukunft geben. Wir entwickeln zudem parallel natürlich weiter und haben noch viele Ideen, die die Suche nach dem passenden Finanzprodukt vereinfachen werden.

Woher bezieht ihr die Daten?

Neben einigen Direktanbindungen zu Emittenten, erhalten wir die Stammdaten der Zertifikate und Hebelprodukte von Deriva. Ein erfahrener und flexibler Datendienstleister, der seit vielen Jahren schon sowohl auf dem deutschen als auch auf dem Markt in der Schweiz aktiv ist.

Heisst, bei voola finden Anleger auch bald ETFs und Schweizer Produkte?

Das könnte man daraus ableiten. Wir werden jetzt aber erst einmal mit den bestehenden Finanzprodukten auf dem deutschen Markt starten. Die Ausweitung des Anlageuniversums liegt selbstverständlich nahe. Und natürlich liegt es ebenfalls nahe, eine Suchmaschine für Finanzprodukte aus der Schweiz oder Österreich zu entwickeln. Die Technologie ist auf jeden Fall dafür ausgelegt. Nur ist der deutsche Markt nicht eins zu eins auf den Markt in der Schweiz zu adaptieren. Auch das muss gut überlegt und sinnvoll geplant sein. Wir stehen dazu bereits mit Schweizer Emittenten in einem guten Austausch und haben auch jetzt schon ein paar interessante Suchmöglichkeiten, die gerade auf dem Schweizer Markt interessant sind.

Die da wären?

Zum Beispiel die Eingabe mehrerer Basiswerte. Beliebte Produkten an der Schweizer Börse sind Multi Barrier Reverse Convertibles. Bei der Suche nach mehreren Basiswerten wie zum Beispiel „daimler bmw volkswagen“ finden Anleger neben Barrier Reverse Convertibles auf einen dieser Basiswerte, vor allem Multis ganz oben in den Suchergebnissen. Was die Suche bei Multi-Strukturen natürlich erheblich vereinfacht. Auch bei Basket-Zertifikaten können die Aktienkörbe nach den entsprechenden Basiswerten durchsucht werden. Wie du siehst, gibt es eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten das passende Finanzprodukt zu finden.

Kannst du noch ein paar Sätze zu eurem Geschäftsmodell sagen? Wie wollt ihr langfristig Erfolg haben?

Erst einmal konzentrieren wir uns jetzt auf die Beta-Phase und das Feedback. Es wird für Emittenten, Broker und andere Marktteilnehmer aber natürlich auch in Zukunft Möglichkeiten geben, ihr Angebot oder auch ihren Service auf voola zu bewerben. Wir haben uns hierbei auf unser Produkt zugeschnittene Möglichkeiten einfallen lassen. Zudem sehen wir uns auch als Technologie-Anbieter. Emittenten, Broker, Börsen und andere Finanzdienstleiter haben die Möglichkeit, die Suchtechnologie als Integration auf der eigenen Webseite oder auch intern zu nutzen. Wir haben in der Entwicklung besonders darauf geachtet, dass wir in der Anbindung flexibel sind und für jeden Kunden eine individuelle Implementierung anbieten können. Hier waren wir bereits frühzeitig mit interessierten Emittenten im Austausch, um bestimmte Anforderungen mit in die Entwicklung einfließen zu lassen.

Das setzt auf Seite der Emittenten, Broker und Börsen auch eine gewisse Bereitschaft zur Innovation voraus. Hierfür ist die Finanzbranche ja nicht gerade bekannt. Wie siehst du das?

Egal ob ein Privatanleger, ein Trader oder auch ein Bankberater oder Vermögensverwalter sich seine Marktmeinung über Chartanalyse, Fundamentalanalyse, Sentiment oder Nachrichten bildet, am Ende des Tages geht es immer um die Auswahl des passenden Finanzprodukts, investiere ich in das Direktinvestment oder in eine alternative Anlagemöglichkeit – heisst in ein Zertifikat, Hebelprodukt, ETF oder ein sonstiges Finanzprodukt. Somit läuft schlussendlich alles immer auf die Suche nach dem passenden Investment heraus. Darauf haben wir uns spezialisiert – die Vielzahl an Finanzprodukten einfach durchsuchbar zu machen und die zur Vorstellung eines Anlegers passenden Produkte schnell  auszuliefern.  Wir sind überzeugt, dass sich dieser Ansatz auf kurz oder lang durchsetzen wird.

Dann bedanke ich mich an dieser Stelle für das nette Gespräch. Interessierte Leser können sich vorab unter www.voola.de  zur Beta-Phase vormerken. Ich wünsche euch natürlich viel Erfolg beim Start der Beta-Phase.

 voola

 

3 Kommentare

  1. […] Der Finanzprodukt Blog: Google für Finanzprodukte? – Das Interview […]

  2. Ein sehr ehrgeiziges und durchaus innovatives Vorhaben, welches die voola GmbH da plant. Sollte wirklich alles so funktionieren wie geplant, dann wäre eine derartige Suchmaschine definitiv eine Bereicherung für Anleger. Ich bin gespannt, wann die erste öffentliche Beta Version verfügbar ist, um das ganze mal selbst testen zu können.

  3. […] lesen Sie ein Interview mit einem Gründer von Voola, dem Google für […]

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