Dialog von Zertifikate-Emittenten / Mehrwert hält sich in Grenzen

Der Finanzprodukt-Spezialist und Social-Media-Berater Christian König hat untersucht, wie es bei den Zertifikate-Emittenten um das Thema Social Media bestellt ist. Im Scoach-Magazin präsentiert er Auszüge aus seiner Untersuchung.

Wie sieht es bei den Zertifikate-Emittenten in der Schweiz und in Deutschland
beim Thema Social Media aus?

Gerade für die Public-Distribution-Abteilungen, insbesondere im Hebelprodukte-Bereich, wären soziale Medien im Prinzip perfekt, um Selbstentscheider zu erreichen. Dafür braucht es aber eine klare Content-Strategie, und es sollte ein Mehrwert geboten werden. Ein Schlüssel zum Erfolg dabei ist es, mit den Usern in Dialog zu treten und
eine aktive Community zu betreiben. Eine Analyse einer Auswahl von Schweizer und deutschen Emittenten in sozialen Netzwerken:

Kein einziger Schweizer präsent
Für die Schweiz kann man es sehr kurz machen – leider. Hier ist kein einziger(!) eidgenössischer Anbieter von Strukturierten Produkten «sozial» vertreten, nicht einmal die ansonsten sehr innovative RBS oder die EFG.

BNP: der Pionier
Als einer der ersten Zertifikate-Emittenten war BNP Paribas in sozialen Netzwerken in Deutschland vertreten. Die Auftritte sind vorbildlich auf derivate.bnpparibas.com integriert, die Newsvielfalt lässt jedoch ein paar Wünsche offen, da meist nur die Newsletter verbreitet werden. Immerhin wird auf Facebook aber mit grossflächigen
Bildern gearbeitet. Dafür hat BNP mit dem WZ Magazin Online eine recht gute Content-Strategie. Hierbei werden «Magazin-Themen» auf der BNP-Derivate-Website integriert. Diese lassen sich sogar kommentieren, weswegen das ganze Blog-Charakter hat. Das frühere, gedruckte (PDF) WZ Magazin wurde eingestellt.

Coba: Good Morning, Germany

coba good morning
Eine Nachricht täglich setzt die Commerzbank (Coba) auf Facebook ab und spiegelt diese dann auf Twitter und Google Plus. Sehr selten gibt es mehr Infos, was schade ist. Etwas mehr «Betrieb» herrscht während des jährlichen Events «Trader-Games». Allerdings waren in dieser Zeit Kommentare hin und wieder lückenhaft. Es schien so, als wäre die Coba während der Games auf Facebook arg unter Druck. Die Coba betreibt übrigens mit IdeasTV, wo Marktkommentare und Analysen gezeigt werden, noch eine weitere „Social-Media“/Content-Strategie.

Deutsche Bank mit Youtube-Strategie

x-markets
Für den Deutsche-Bank-Konzern betreut zwar seit Oktober ein 18-köpfiges Team die Twitter-Auftritte für Privatkunden, im Zertifikate-Bereich ist der Marktführer in Deutschland jedoch noch nicht bei Twitter oder Facebook vertreten. Einzig auf Youtube punkten die «X-perten» mit einem Auftritt. Dort werden Analysen und Einschätzungen vorgestellt.

ING Markets mit Fokus auf Community

ing markets clubDer relativ neue Emittent ING probiert derzeit in Deutschland anscheinend sämtliche Medien-Kanäle aus. Facebook wurde beispielsweise angefangen, aber nach kurzer Zeit wieder geschlossen. ING betreibt mit dem Markets Club einen Community-Ansatz und hat darauf sogar Live-Videos gestreamt.Aktienexperte Markus Koch etwa hat dort einen Video-Blog von der Wall Street.


Eniteo mit Twitter-Leverage

Eniteo ist ebenfalls vorbildlich auf allen Kanälen vertreten und einer der wenigen, die konsequent Hashtags (#) auf Twitter nutzen.

HSBC Zertifikate neu auf Youtube und mit E-Books
Erst seit Kurzem hat auch HSBC das Feld betreten und betreibt einen eigenen Youtube-Kanal mit Analysen. Der Fokus liegt bei den Düsseldorfern aber noch auf Derivate-E-Books.

SogGen Zertifikate im Rückzug
Nicht mehr auf Facebook vertreten sind die Franzosen, und auch Twitter und Youtube werden nur noch sporadisch bewirtschaftet.

UBS-Trading-Master-Game
Ein Vorbild in Sachen Dialog ist der UBS-Trading-Master-Facebook-Account. Hier wird zum Beispiel sogar von der Abschlussreise nach New York «live» berichtet. Die Community ist dementsprechend auch sehr aktiv und integriert. Allerdings
handelt es sich bei den UBS-Trading-Master- Games «nur» um ein Event. Fortlaufende
Social-Media-Aktivitäten gönnt sich die UBS nicht.

scoach tabelle zertifikate emittenten

Fazit: Mehrwert und Dialog hält sich in Grenzen
Die Emittenten publizieren meist keinen unique Content für die sozialen Medien. Ausnahmen sind hier das WZ Magazin Online der BNP und Scoachblog.de. Selten wird auf Facebook mal ein Gewinnspiel oder sonst ein einzigartiger Service geboten. Noch schlimmer sieht dies auf Twitter aus. Hier wird oft eins zu eins der Content von
Facebook übertragen. Meist ist jedoch schon der Facebook-Inhalt eine «Zweitverwertung» von Newslettern oder sonstigem Content.

Viele Emittenten haben noch nicht verstanden, dass soziale Medien keine Einwegkommunikation sind und nutzen diese meist als reine PR-Maschinerie, wodurch
der Dialog vernachlässigt wird und der Mehrwert sich doch öfter in Grenzen hält. Zudem ist zu beobachten, dass der anfängliche Enthusiasmus meist sehr schnell nachlässt. Hier wird wohl meist der Aufwand unterschätzt. Auch auf
Google Plus ist noch keine Strategie feststellbar,Youtube dagegen wird recht gut genutzt.

Das Bedürfnis nach schneller und transparenter Online-Kommunikation rund ums Trading wird bisher noch nicht ausreichend von den Zertifikate-Anbietern erfüllt. Bis auf wenige Ausnahmen verschlafen die Zertifikate-Anbieter das Feld vollkommen. Selbstentscheider und Trader werden derweilen im Netz von hochaktiven Social-
Trading-Plattformen, Online-Brokern und CFD-Anbietern bedient.

 

 

2 Kommentare

  1. […] Social Media Aktivitäten von den Emitenten von Strukturierten Produkten, Ein Überblick: ScoachMagazin/Finanzprodukt.ch […]

  2. […] Übrigens sind auch hier Deutsche Zertifikate-Emittenten ihren Schweizer Kollegen einen Schritt voraus. Unter Anderem sind BNP, Commerzbank, Eniteo und Deutsche Bank seit Längerem, ING und HSBC seit Kurzem auf Twitter, Facebook oder Youtube präsent. UBS Deutschland betrieb sogar ein sehr erfolgreiches Trading-Game welches stark über die eigene Facebook-Seite promotet wurde. Anzumerken ist jedoch, dass bei den meisten dieser Auftritte noch stark Verbesserunngspotential besteht. vgl. hier. […]

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