Nachhaltigkeit liegt im Trend und betrifft auch die Finanzbranche.
Schon allein die beiden internationalen Abkommen – die von den UNO-Mitgliedstaaten vereinbarten Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz: SDG) und das Pariser Klimaabkommen, das klimaverträgliche Finanzflüsse fordert – nehmen die Schweiz in die Pflicht. Derzeit werden unter anderem Indizes für die Nachhaltigkeit von Finanzzentren erarbeitet.
Immer mehr nachhaltige Anlagen
Laut einer aktuellen Studie von Swiss Sustainable Finance mit 66 Vermögensverwaltern und institutionellen Anlegern wuchs das Gesamtvolumen nachhaltiger Anlagen 2017 um 82 Prozent gegenüber dem Vorjahr und lag bei rund 390 Milliarden CHF.
Ein Grund dafür ist, dass viele Asset Manager wegen der steigenden Nachfrage von Kunden ökologische und sozial-gesellschaftliche Aspekte bei der Zusammenstellung ihrer Portfolios berücksichtigen. Diese Tendenz ist europaweit zu beobachten. Aber auch die internationalen Initiativen und die Gesetzgebung sind wichtige Treiber.
Gegenüber 2016 gab es in der Schweiz laut Studie einen Anstieg von 47 Prozent bei den nachhaltigen Anlagefonds, 25 Prozent bei nachhaltigen Mandaten und beachtlichen 128 Prozent bei den von Asset Ownern gehaltenen nachhaltigen Vermögenswerten. Die Fonds machen rund einen Viertel aus und inzwischen fast zehn Prozent des gesamten Fondsmarkts im Land. Trotz des gestiegenen Interesses an nachhaltigen Anlagen beträgt der Anteil privater Investoren jedoch nur 14 Prozent.
Die Ergebnisse dieser Studien decken sich mit den Beobachtungen eines Sprechers von Cornèrtrader, einer in Zürich ansässigen Trading-Plattform. Die Nachfrage nach Anlagen, die auch ökologisch und sozial-gesellschaftlich nachhaltig seien, sei definitiv gestiegen und ein Ende dieses Trends sei derzeit nicht abzusehen.
Ökologische und sozial-gesellschaftliche Verantwortung
Die Nachhaltigkeit hat inzwischen alle Assetklassen erreicht. Knapp 28 Prozent entscheiden sich für Aktien. Beliebt sind auch Immobilien mit mehr als 22 Prozent. Es folgen Staats- und Unternehmensanleihen mit jeweils etwa 16 Prozent. Ein Grossteil davon wird mit dem Ansatz der ESG-Integration, gefolgt von ESG-Engagement und dem Ausschluss umstrittener Geschäftspraktiken nachgefragt. ESG steht dabei für “Environment Social Governance”, also Aspekte hinsichtlich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.
2017 gaben 38 Prozent der befragten Schweizer Vermögensberater an, SDG-Produkte einzusetzen. Zwölf Prozent planten dies zumindest. Im Fokus stehen Investitionen in Klimalösungen und die Messung des CO₂-Fussabdrucks von Portfolios. Dabei wird aber auch auf die finanzielle Performance geschaut, die eine der grössten Hürden für die Förderung nachhaltiger Investments gesehen wird. Dennoch sieht ein Grossteil der Asset Owner die Entwicklung positiv und geht von einem weiteren Wachstum in den nächsten Jahren aus.
Schweizer Grossbanken tragen wenig zu diesem Wachstum bei
Trotz dieser Zahlen und Erwartungen ziehen längst nicht alle Schweizer Finanzinstitutionen mit. Gerade hat die Hochschule Luzern eine Studie veröffentlicht, in der deutlich wird, dass Grossbanken wie UBS und Credit Suisse Nachholbedarf haben. Sie landeten bei den verwalteten Vermögen nachhaltiger Anlagen nur auf Platz 6 bzw. 19. Besser macht es beispielsweise Pictet Asset Management. Bei der Credit Suisse ging der Anteil sogar zurück, weswegen das Unternehmen gegenüber 2017 acht Plätze verlor.
Die Studie zeigt ausserdem, dass nur fünf Prozent der in der Schweiz zugelassenen Fonds nachhaltig sind. Dennoch stieg das Volumen von Juni 2016 bis Juni 2017 um 44 Prozent. Ein Drittel des Wachstums geht dabei auf neu aufgelegte Fonds sowie Repositionierungen von bisher nicht als nachhaltig deklarierten Anlagen zurück. Insgesamt gab es 87 nachhaltige Anlagen mehr als zum Vorjahreszeitpunkt.
Beide Studien zeigen das grosse Potential solcher Vermögenswerte, zu denen auch passive Fonds gehören, die einen Index abbilden. Die sogenannten ETFs sind derzeit ohnehin sehr beliebt. 31 der 423 nachhaltigen Fonds in der Studie der Hochschule Luzern fielen in diesen Bereich und es dürften in Zukunft noch mehr werden.
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