Die nächste Finance 2.0 Konferenz – Interview

An der Konferenz «Finance 2.0» vom 21.Mai diskutieren Experten über die Folgen der digitalen Revolution und die neuen Anforderungen an das Banking. Die Konferenz richtet sich an Strategie-, Produkt-, Marketing- und Kommunikationsverantwortliche sowie auch E-Channel Verantwortliche bei Finanzdienstleistern und Führungskräfte aus Beratungs- und IT-Häusern.

rinoRino, letztes Jahr haben wir gemeinsam die Finance 2.0 Konferenz organisiert. In diesem Jahr geht es weiter. Erklär doch kurz worum es in diesem Jahr geht?

Die Digitalisierung hält in allen Branchen Einzug und macht auch vor dem Zürcher Paradeplatz nicht halt. Das geht rasant weiter und das haben noch nicht alle Banker wirklich verstanden. Die Banken werden ihre Geschäftsmodelle – ob sie wollen oder nicht –ändern müssen, teilweise radikal. Das heisst: Wir machen weiter und wollen diesen Prozess begleiten. An der Finance 2.0 werden wir über diese Veränderungen diskutieren. Neu findet diese einen ganzen Tag statt und vor allem wollen wir inhaltlich in die Tiefe gehen.

Welche Highlights gibt es an der diesjährigen Konferenz?

Die ganze Konferenz ist wiederum ein Highlight. So wird Sicherheit ist ein wichtiges Thema. Wir haben dazu den Chef der Melde- und Analysestelle Informationssicherung (MELANI) des Bundes eingeladen. Der oberste Cyber-Polizist wird die Cyberbedrohung für die Schweiz aufzeigen. Spannend wird auch die Diskussion um die Vision «Banking 2020». Zudem fliegen wir den international bekannten Finance-2.0-Experten Chris Skinner ein. Er sieht radikale Änderungen im Banking voraus, die er an der Konferenz präsentieren wird.

Blick zurück: Hat sich in der hiesigen Finanzlandschaft im Bereich Finance 2.0 etwas getan?

Sagen wir mal so: Viele Banken unternehmen derzeit Anstrengungen. Doch das bedeutet auch, sie müssen in Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) investieren. Es ist noch nicht überall angekommen, dass dies die Zukunft ist. Viele Häuser betrachten ICT «nur» als Kostenblock. Aber, es gibt glücklicherweise einige Institute, die sind schon einiges weiter und haben meines Erachtens strategisch das Thema richtig angepackt.

Wie muss dieses Thema aus deiner Sicht angepackt werden?

Es reicht heute nicht mehr, irgendeinen Subalternen zu beauftragen sich mit dem Thema Finance 2.0 zu beschäftigen. Das muss an oberster Stelle geschehen. In gewissen Organigrammen sieht man immer noch sehr altertümliche Strukturen. Meines Erachtens muss eine Bank eine Mulichannel-Strategie fahren. Damit meine ich, dass alle Kanäle, physisch oder virtuell, aus einer Hand gemanagt werden. Der Kunde entscheidet, auf welchem Kanal er eine Information oder Dienstleistung beziehen kann. Und die Banken müssen lernen, mit dem Kunden einen Dialog zu führen, auch virtuell. Schliesslich muss die Qualität überall dieselbe sein. Ein Chief Digital Officer ist ebenso ab einer bestimmten Grösse ein Muss.

Ist Big Data auf für Banken von Relevanz?

Das Thema finde ich höchst spannend, denn Daten sind das neue Gold und damit wertvoll. Und das wissen die mündigen Kunden auch und wollen entsprechend Mehrwerte. Banken haben eine riesen Chance, diese Daten so zu verwenden, dass der Kunde letztlich davon profitiert.

Dazu haben sie beispielsweise nun Personal Finance Management Tools im Angebot.

Genau, ein gutes Beispiel. Hier hat die Postfinance und die UBS klar die Nase vorn. Die Banken dürfen einfach nicht den Fehler machen, diese falsch zu interpretieren und zum Valora Kiosk zu mutieren, sprich alles mögliche an Produkten und Dienstleistungen zu verkaufen. Die Daten sollen so eingesetzt werden, dass der Bankkunde letztlich einen Nutzen davon hat.

Hat sich im Bereich der Kommunikation etwas geändert?

Die Kommunikation ist nicht wirklich eine Kernkompetenz der Banken. Nehmen wir das Beispiel Socialmedia und Du weisst es ja selber: In diesen Kommunikationskanälen wird beispielsweise im Bereich Geldanlage und Finanzprodukte heute schon fleissig diskutiert, doch die meisten Anbieter lesen nicht mit und können daher auf diese Diskussionen nicht eingehen. Dass die Stimme der (potenziellen) Kunden nicht gehört wird, ist tragisch.

Kennst Du Beispiele?

Es gibt eine grosse Staatsbank, die hat ein Twitter-Account und Nutzer sprechen sogar mit der Bank. Doch die Bank hat den Account wohl vergessen, sie hört nicht zu und spricht nicht mit den Nutzern. Da stehen mir die Haare zu Berg. Dann lieber sein lassen, das wäre konsequent. Hier gibt es enorm viel Aufholpotenzial. Die weltweite Financial Crowd existiert bereits, nur sind teilweise die althergebrachten Banken kaum Teil von ihr. Aber auch das ist wieder eine Strategiefrage.

Hat die Schweiz den Anschluss an Finance 2.0 verloren?

Nein, so hart würde ich das nicht formulieren, aber wir sind auch kein Leader. Und Hand auf’s Herz: Das will doch Swiss Banking sein, oder? Viele Innovationen kommen immer noch aus dem Ausland. Das muss man ändern. Swiss Banking hat eine lange Tradition und viel Strahlkraft, weit über die Landesgrenzen hinaus. Und nicht vergessen darf man, dass wir die schnellste Börse der Welt haben und eine höchst effiziente Finanzmarktinfrastruktur mit der SIX Group.

Wo liegen die Chancen für den Schweizer Finanzplatz?

Ich sehe eine ganz zentrale Chance. Die Schweiz hat das Potenzial, ein führender Standort für Finance 2.0 zu werden. Seit einigen Jahren steht die Branche arg in Kritik: Steuerstreit, Bankgeheimnis, Retrozessionen et cetera. Dennoch bleibt die Schweiz ein sicherer Hort für Vermögen, auch ohne Bankgeheimnis. Die Schweiz ist politisch stabil und neutral. Darum sollten die Banken den Turbo einlegen und sich gemeinsam mit allen Stakeholdern dafür einsetzen, dass Finance 2.0 ein Schweizer Thema wird, mit internationaler Strahlkraft. Und sie müssen lernen, nicht alles selber zu machen, sondern mit bankennahen, unabhängigen Firmen enger zusammenzuarbeiten.

Zurück zur Konferenz: Warum soll man da teilnehmen?

Wohl niemand ist gerne Nebendarsteller und somit ist die Konferenz für jeden Finanzmarktakteur relevant, sofern er eben sich nicht auf einem Nebenschauplatz bewegen will. Übrigens bieten wir Deinen Lesern einen Rabatt an: Den Code «fmagDisc» bei der Anmeldung auf www.finance20.ch angeben und sie erhalten eine Vergünstigung von 33% auf den regulären Eintrittspreis.

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