Offenlegung von Margen bei Strukis; Deutschland führt Fair Value Offenlegung definitv ein

Medien und Regulatoren fordern, dass dem Anleger Kosten und Gewinnmargen offengelegt werden. Aber schafft dies auch einen Mehrwert für den Kunden? Der Nutzen zur Offenlegung von Gewinnmargen ist für Anleger eher begrenzt. Wichtiger wären bessere Vergleichsmöglichkeiten.

Bei Hebelprodukten ist ein Vergleich für die Trader sehr einfach und wurde in mehreren vergangenen Blogbeiträgen aufgezeigt. Bei Anlageprodukten fehlen jedoch meist Vergleichsmöglichkeiten, insbesondere für Produkte in Zeichnung.

Wie immer, wenn etwas gekauft wird, sollte auch bei Strukturierten Produkten ein Vergleich der Konditionen verschiedener Anbieter erfolgen. Professionelle Investoren fordern meist mehrere Offerten ein. Für Private bleibt das öffentliche Angebot, etwa in Form grossflächiger Zeitungsannoncen. Wir betrachten einen konkreten Barrier Reverse Convertible (BRC) in Zeichnung. Es handelt sich um einen einfachen Schein auf Logitech mit 12 Monaten Laufzeit, einem Coupon von 11.5% und einer Barriere bei 66%. Es liegt derzeit kein weiteres Produkt in Zeichnung auf Logitech auf. Die Web-Portale der UBS (Equity Investor) und der Credit Suisse (My Solution) sind zwei der wenigen, die öffentlich zugängliche indikative Richt-Konditionen zeigen. Leider werden in diesem Fall jedoch nur Produkte mit einer Barriere von 50, 60 und 70% gerechnet, so dass auch diese Vergleichsmöglichkeit wegfällt.

Für Produkte in Zeichnung gibt es auch keine unabhängig berechneten Kennzahlen oder faire Wertangaben, die frei zugänglich wären. Ein Vergleich ist hier also nicht möglich. Wenn man nicht zusätzlich wüsste, dass in diesem Segment der Wettbewerb spielt, wäre es für einen Anleger schwierig bis unmöglich, objektiv zu beurteilen, ob das Produkt fair bewertet wird. Zudem gilt es zu beachten, dass alle strukturierten Produkte immer auch ein Emittenten-Ausfallrisiko tragen. Je höher dieses ist, desto besser sind die Konditionen; ein direkter Vergleich ist für Anleger daher praktisch unmöglich.

Zurück zum Produkt im Beispiel: Die Rendite des BRC beträgt maximal 11.5%. Im schlechtesten Fall erhält der Anleger den Coupon und bekommt Logitech-Aktien zum derzeitigen Preis geliefert. Grundsätzlich gilt für den Anleger, dass bei BRC keine zusätzlichen Kosten seitens der Emittenten hinzukommen. Das Auszahlungsprofil steht im Vorhinein fest und wird nicht durch sonstige Gebühren verfälscht. Eine Kosten-Offenlegung ergäbe daher einen Wert von 0%.

Zudem muss zwischen dem Primär- und dem Sekundärmarkt unterschieden werden. Kotierte Produkte sind im Allgemeinen sehr transparent. Es gibt diverse Bemühungen des SVSP und der Banken, die etwa diverse Kennzahlen berechnen – auch solche, die niemand benötigt, wie etwa eine Value-at-Risk-Kennzahl für zehn Tage. Für Produkte am Primärmarkt, also solche in Zeichnung, gibt es bis jetzt keine helfenden Kennzahlen. Man kann somit nicht sagen, dass ein BRC in Zeichnung sehr transparent ist.

In Deutschland werden Margen gezeigt

Es bleibt somit noch die Offenlegung der Margen. Diese wird in Deutschland bald eingeführt und wurde nun ofiziell verabschiedet (vgl. DDV). Kern wird der Ausweis des sogenannten Issuer Estimated Value (IEV) sein, der künftig in allen Produktinformationsblättern für Zertifikate veröffentlicht werden soll. Mit dem IEV gibt der jeweilige Emittent an, wie hoch er den tatsächlichen Wert des Zertifikats einschätzt.

Angenommen, die Anbieter würden diese auch in der Schweiz publizieren: Würde sich der Anleger anders entscheiden als zuvor? Dies wäre wohl nur dann der Fall, wenn die Margen eines Anbieters sehr hoch wären. Es ist aber zu fragen, welche Margen bzw. welchen IEV hier gezeigt würden und ob diese dann auch tatsächlich richtig sind.Der Anreiz ist hoch, tiefe Margen auszuweisen. Die Zahlen sind also mit Vorsicht zu geniessen. Sie könnten manipuliert und als Marketing-Instrument missbraucht werden.

Notwendiger wäre eine transparentere Kostenoffenlegung insbesondere bei teils noch deutlich intransparenten Kapitalschutzprodukten. Bei diesen gilt es darum erst einmal sicherzustellen, dass auch alle Kosten transparent ausgewiesen werden (z.B. Upfront Gebühren)- Hier würde ein Pflicht IEV sicher helfen aber nicht notwendigerweise auch zufriedenstellen. Auch in einer Total-Expense-Ratio-Lösung (TER), wie sie derzeit in der Schweiz diskutiert wird, könnte hier nicht unbedingt helfen. Der Mehrwert für den Käufer hielte sich schlussendlich wohl in Grenzen, da das Problem der fehlenden Vergleichbarkeit der Produktkonditionen (Kapitalschutzlevel, Partizipation etc) bleibt und auch Upfront Gebühren so nicht unbedingt transparenter werden.

Vergleichen 2.0

Hier gilt es, den Hebel anzusetzen. Hilfreich wäre ein unabhängiges Werkzeug zur Berechnung des fairen Werts eines Produkts. In die Bresche könnten hier Meta-Tools springen, die einen öffentlichen Vergleich der Konditionen der angeschlossenen Emittenten, etwa für BRC, ermöglichen. Es wäre zudem sehr zu begrüssen, wenn Emittenten durch offenen Dialog (bspw. über Soziale Medien) mit den Anlegern das Vertrauen in ihre Produkte stärken würden. Ein guter Ansatz ist die Offenlegung der Konditionen im Stile von UBS und CS. Dieses Beispiel sollte auch bei anderen Emittenten Schule machen und könnte in Zukunft über eine öffentlich zugängliche Meta-Plattform allen Anlegern gezeigt werden.

(Bildquelle: Fotolia)

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