Social Media gehört zur Banken-Kommunikation und ist kein Praktikanten Job

Für den Tensid-Blog habe ich 7 Fragen zur Social Media Kommunikation und Strategie beantwortet.

Greifen hierzulande die Unternehmenskommunikation und die Investor Relations schon genügend auf die Möglichkeiten der Sozialen Medien zurück?
Christian König:
Bisher ist der Einsatz der Sozialen Medien eher zurückhaltend. Der Hauptgrund dafür sind die strikten regulatorischen Auflagen. Aber die Angst davor ist meist übertrieben, insbesondere bei den Finanzdienstleistern. Es wäre durchaus möglich und erfrischend, in den Sozialen Medien dem heutigen Onlineleseverhalten entsprechende Beiträge wie „Die zehn spannendsten Fakten zu den neuen Jahreszahlen der Firma XX“ oder „Fünf Zahlen zur Firma XX, die man unbedingt kennen muss“ zu veröffentlichen oder anzureissen. In der Wirklichkeit werden nach wie vor überwiegend ellenlange Medienmitteilungen versandt. Diese müssen dann von den Empfängern sehr zeitaufwendig entschlüsselt und auf das Wesentliche heruntergebrochen werden.

Wer soll sich im Unternehmen mit den Sozialen Medien beschäftigen?
Christian König: Social Media ist auf keinen Fall ein Praktikantenjob, wie es leider hier und dort immer noch gehandhabt wird. Es braucht Wissen und Erfahrung in der Materie. Bei den verschiedenen Sozialen Medien herrschen eigene Gesetze. Gerade bei Unternehmenskommunikations-Themen merkt die Community jeweils rasch, ob ein Anfänger oder ein Profi am Werk ist. Deshalb: Wer es richtig machen will, braucht erfahrene interne oder externe Spezialisten.

Wie sollte denn eine wirksame Social Media-Strategie angegangen werden?
Christian König: Eine gute Social Media-Strategie beruht zuerst mal auf einer klaren Content-Strategie. Überdies braucht es Fachkräfte, welche die Schnittstelle zwischen Fachwissen, Onlinemarketing und den Sozialen Medien abdecken. Wer neu startet, sollte nicht blind loslegen, sondern zuerst einfach zuhören. Das gelingt mit einem erstmaligen systematischen Online- und Social Media-Monitoring und dessen Analyse.

Wie läuft denn dieses Online- und Social Media-Monitoring?
Christina König: Wie in der klassischen Print-Medienüberwachung werden Onlinebeiträge und Social Media-Beiträge gesammelt, aufbereitet und ausgewertet. Daraus werden wichtige Erkenntnisse gewonnen wie die Bedürfnisse von verschiedenen Zielgruppen oder die Fehler von anderen Kommunikatoren. Zudem lassen sich Meinungsführer, die sogenannten Multiplikatoren, sowie die wichtigen Sozialen Netzwerke identifizieren. Aus all dem wächst das Verständnis für das Verhalten im Netz und in den Sozialen Medien. Es wird die Grundlage geschaffen, sich im Netz mittels innovativer Auftritte wirksam zu positionieren. Wenn dann die Netzpräsenz bewusst gesteigert wird, muss auch das dauernde Social Media-Monitoring entsprechend professionell gestaltet werden.

Wie sind die Mitarbeitenden einzubeziehen?
Christian König:
Ein in den Sozialen Medien aktives Unternehmen braucht klare interne Richtlinien für den Gebrauch der Sozialen Medien am Arbeitsplatz. Im Rahmen dieser Richtlinien sollten dann die Sozialen Medien für die Mitarbeitenden offen sein. Sind beispielsweise Twitter oder Facebook für Mitarbeitende gesperrt, vergibt ein dort aktives Unternehmen eine grosse Menge von Multiplikatoren, die Beiträge „liken“ oder „retweeten“ können.

Welche Sozialen Medien sind für Unternehmen besonders wirksam?
Christian König:
Mit Twitter zum Beispiel erreicht man viele Journalisten, Blogger und andere wichtige Multiplikatoren. Für Geübte ist es möglich, direkt und ungezwungen mit Wirtschaftsjournalisten und Finanzbloggern zu kommunizieren. Allerdings sollte man hier nicht zu aggressiv sein. Für Unternehmen haben überdies gekonnte Strategien mit LinkedIn oder Xing oft einen hohen Nutzen. Zumal viele Führungskräfte gegenüber diesen Kanälen eine tiefere Hemmschwelle haben als etwa gegenüber Facebook.

Ihr abschliessender Rat?
Christian König:
Die Sozialen Medien und das Onlinemarketing samt der Suchmaschinenoptimierung sind heute feste Bestandteile eines zeitgemässen Gesamtkommunikationmix von Unternehmen aller Grössen. Das ist sowohl in der Aufteilung des gesamten Kommunikationsbudgets wie auch in der Zusammensetzung des internen und externen Kommunikationsteams zu berücksichtigen. Wer die Sozialen Medien unprofessionell oder überhaupt nicht systematisch nutzt, vergibt wichtige Kommunikationschancen – sowohl in der allgemeinen Unternehmenskommunikation wie auch in den Investor Relations.

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