DZ Bank stoppt Agrar-Derivate / Presse-Reviews

Nach der Commerzbank, Dekabank und LBBW zieht sich nun auch die DZ Bank aus dem Geschäft mit Spekulationen auf Agrarrohstoffe zurück. Einige Journalisten sollten vor der Berichterstattung mal das Wort „Hedging“ googeln.

Die DZ Bank, Dachorganisation von beinahe 1000 Volks/Raiffeisenbanken sowie ihre Fondstochter Union Investment ziehen sich aus den Anlagegeschäften mit Nahrungsmitteln zurück. Das kündigte DZ Vorstand Lars Hille in einem Brief an die Verbraucherorganisation Foodwatch an. Darin heisst es, die DZ Bank werde alle Finanzprodukte auf Basis von Agrarrohstoffen auslaufen lassen und keine neuen Produkte mehr auflegen. Open End Produkte würen zudem per 3.Juni gekündigt. Lars Hille erklärte im Brief zudem, dass es „derzeit keine Nachfrage nach solchen Produkten“ gebe.
Innert Kürze berichten diverse Print-Medien und Online-News über das Thema. Auch in Sozialen Medien wird das Thema diskutiert.

Kommentar Finanzprodukt.ch: Bitte Hedging googeln

Die Medien nutzen diese Meldung um weiterhin die Deutsche Bank und Allianz anzugreifen, da diese an den Produkten festhalten und dies auch so kommuniziert haben. (Auch alle anderen Gross-„Banken“ halten daran fest, werden aber nie thematisiert)
Die Journalisten sollten sich aber erstmal fragen: Wie sichert sich ein Bauer oder ein Unternehmen z.B. gegen einen sinkenden Mais Preis ab. Die Antwort wäre „ausserbörsliche Derivat-Kontrakte, bzw. Futures“ und dies ist auch der Grund warum die Grossen an dem Geschäft festhalten. Vielleicht sollten die Journalisten auch mal das Wort Hedging googeln.
Fonds und zum öffentlichen Vetrieb zugelassen Strukturierte Produkte auf Agrarrohstoffe machen so oder so nur einen kleinen Teil vom Umsatz aus und dürften kaum die Preise von Agrarrohstoffen beeinflussen. Diese Produkte richten sich an Retail-Anleger, weshalb es für die „kleinen“ Anbieter (auf Retailkunden ausgerichtet) auch sehr einfach ist, sich hier mittels PR-wirksamen Statements von dem Geschäft zurückzuziehen. Mit der Wahl zum gefährlichtsten Finanzprodukt Europas hatte das Thema zudem weiteren Medien-Aufwind bekommen.

Wenn die Journalisten schon jemand angreifen wollen, müssten sie eigentlich direkt die Future-Börsen oder auch Hedge-Funds angreifen. Dort werden die grossen Tickets gehandelt. Hier wäre bspw. ein möglicher Ansatz, dass gewisse Futures/Derivate nur noch zur Absicherung eingesetzt werden dürfen. Aber ohne Spekulanten gibt es wohl auch keine Absicherung…

Zu den Medien-Berichten:

– Lese-Empfehlung: Verlogene Image-Politour der Getreide-Spekulanten (Die Welt)

– Brief von DZ Bank

– Foodwatch Pressemitteilung

– Umstrittenes Geschäft: Volksbanken stoppen Spekulation mit Nahrungsmitteln (Spiegel)

– Aigner lobt Entscheidung der DZ Bank (Spiegel)

– Verdacht genügt, Wissenschaftlich ist nicht völlig eindeutig erwiesen (Neue Osnabrücker Zeitung)

– Geld verdienen mit Agrarrohstoffen (Teleboerse)

– Tweet von Dirk Müller (Mr. DAX)

tweet müller dz bank

2 Kommentare

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